Diarium des Bruder Honestus
Teil 7 - Elrond 2003


(Vorgeschichte)

ch befinde mich auf dem Inselreich Kyle, genauer gesagt in der gleichnamigen Hauptstadt. Vor einigen Wochen traf ich in einer Hafenstadt auf dem Festland einen Gelehrten, der gerade auf einem Schiff, von Kyle kommend, eingetroffen war. Wir kamen ins Gespräch, und er zeigte mir die Abschrift eines Briefes, der in ganz Kyle zwischen Bibliotheken, Klöstern und anderen Stätten der Gelehrsamkeit zirkelte. Die Absender waren mir vertraut: niemand anderes als die McKyles, die Lehnsherren des kleinen Dorfes Grunwald, in dem ich vor etwas mehr als einem Jahr verweilt hatte. Obwohl damals ja der Drache, von dem Grunwald geplagt gewesen war, mittels des magischen Heimsteines vertrieben werden konnte, zeigte sich das Artefakt jetzt offenbar als ein zweischneidiges Schwert. Der Brief sprach davon, daß die Ernte und auch das Vieh in Mitleidenschaft gezogen werde, daß Magier in der Nähe des Steins nur noch mit extremer Anstrenung oder auch gar nicht mehr zaubern konnten, von Wunden, die nur schlecht heilten, und von dauernden Kopfschmerzen, die jeden Magiekundigen befielen, solange er im Dunstkreis des Heimsteines war. Kurz, Grunwald war zu einem Ort geworden, an dem es sich kaum noch leben ließ. Die McKyles hatten eine Prophezeihung ausfindug gemacht, die vielleicht den Schlüssel zur Lösung dieser Probleme bergen mochte, doch konnten sie nicht recht etwas damit anfangen. Und so baten sie über diesen Brief alle Gelehrten, ihnen nach Möglichkeit zu helfen, wenn es ihnen möglich sei.

a ich trotz der Sache mit dem Drachen angenehme Erinnerungen an das Dorf Grunwald hatte und die Einwohner mich seinerzeit herzlich aufgenommen hatten, zögerte ich nicht lange und schiffte mich nach Kyle ein. Hier angetroffen, forschte ich zunächst in den Bibliotheken der Hauptstadt, ob ich nicht womöglich irgendetwas finden könnte, das weiterhelfen mochte. Tatsächlich stieß ich zum einen auf ein sehr altes Manuskript, eine Übersetzung aus dem zwergischen, welches von der Erschaffung des Heimsteines sprach. Daß der Heimstein zwergischer Herkunft ist, war mir ja bereits bekannt, doch hier wurde zudem davon gesprochen, daß der Stein speziell auf das Volk der Zwerge abgestimmt war, so daß er eigentlich nur ihnen nutzen konnte. Er war ja einst geschaffen worden, um eben jenen Drachen, der jetzt die Grunwalder Gegend unsicher macht, von einer Zwergenstadt fernzuhalten. So war es von den Zwergen, die ja der Magie eher mißtrauisch gegenüberstehen, durchaus gewollt, daß der Stein das Wirken von Magie kaum zuließ, und auch die anderen Nebenwirkungen ließen sich hieraus erklären.

es weiteren fand ich unter allen möglichen Sagen, Legenden, Geschichten und Erzählungen über Drachen im Allgemeinen einen Brief, in dem eine Frau ihrer Schwester schrieb, man könne sich eines Drachen mittels eines Kräutertrankes entledigen, den man einer Jungfrau einflößen müsse - diese solle der Drache dann fressen. Eine eher obskure Quelle, und es waren wohl auch nicht alle Zutaten für den Trank angegeben, aber vielleicht kann der Trank auch ohne Jungfrau helfen? Ich schrieb mir vorsichtshalber die wichtigsten Passagen des Briefes ab und ließ mir von dem zwergischen Manuskript eine Abschrift fertigen. Morgen werde ich mit einem kleinen Küstenboot nach Grunwald weiterfahren.


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© 2003  Hanno Lamp